Dartagonia

Exodus

Zur Einstimmung erst einmal ein wenig Musik..

 

 

 
 

Pracker Ixten wunderte sich. Seit geraumer Zeit ging in Dartagonia etwas Seltsames vor. Viele seiner Anhänger glänzten immer öfter durch Abwesenheit. Die tägliche Laberstunde wurde nur noch spärlich besucht, ja selbst wenn Harpo Tilly Vorträge über die Kunst des Stöckchenwerfens hielt, blieben die Besucherränge leer. Die Einwohner wirkten übernächtigt, einige von ihnen torkelten sogar herum und stolperten über die gerade installierten Oches in den Gasthäusern. Irgendetwas war hier faul, stank gewissermaßen zum Himmel. Natürlich hätte Pracker Ixten heimlich die sündigen Gedanken seiner Schäfchen lesen können, doch der Schutz der Privatsphäre galt unter Göttern als ungeschriebenes Gesetz. Nicht jeder hielt sich immer daran, doch Pracker Ixten hatte schließlich eine gewisse Vorbildfunktion. Dennoch: so ging es nicht weiter, und so beschloss der Herr in seiner unendlichen Weisheit, der Sache auf den Grund zu gehen.

Pracker Ixten machte sich unsichtbar und schwebte ein wenig herum. Auf den ersten Blick konnte er nichts Ungewöhnliches entdecken. Da sah er zufällig Schirin Huhl Blech, wie er scheinbar ziellos umherschlenderte. Dann blickte dieser sich vorsichtig um und verschwand in einem dichten Eichenwald. Aha! Wenn es jemals einen umtriebigen Magier gegeben hatte, so war es Schirin Huhl Blech. Melchsigel Nukahiwa kam vorbei, gefolgt von der aufreizend mit ihrem Hintern wackelnde Basolamona Orista Davys, die den von schwerer Arbeit gezeichneten Messt Morph Bergnase im Arm hielt. Als dann auch noch Ruhe Waldkatz erschien und zielstrebig in den Eichenwald schritt, war Pracker Ixten klar, dass er dem Geheimnis auf der Spur war. Er folgte Waldkatz.

Sein Blick durchdrang das dichte Geflecht knorriger Äste. Magier Ruhe war verschwunden. Pracker Ixten sauste suchend umher und stieß sich schließlich die Birne an einer Tür, die in diesem dichten Wald fast genauso unsichtbar war wie er. Eine Tür! Mitten im Wald! Das verstieß gegen die Bauvorschriften. Eigentlich existierte nur eine einzige Bauvorschrift, welche besagte, dass man geistige Landschaften erschaffen sollte, jedoch keine Gebäude - es sei denn, auf Dartagonia ist Jahrmarkt. Der Zorn Pracker Ixtens richtete sich auf diese Tür, seine Hand umfasste die Klinke, drückte vorsichtig nach unten, und siehe da: Sie öffnete sich. Kein Wunder, denn sie war nicht abgeschlossen.
Pracker Ixten befand sich in einem leeren dunklen Raum. Er sah eine Wendeltreppe, die nach unten führte, und da der Raum weder Türen noch Fenster hatte, erspare ich mir, zu schreiben, wie Pracker Ixten die Wendeltreppe hinunter ging.

Pracker Ixten ging die Wendeltreppe hinunter. Höllisch tief hinunter. Am Fuße der Treppe holte er den fröhlich vor sich hin pfeifenden Waldkatz ein, der vor einem Portal stand und Einlass begehrte. Ein Schlitz öffnete sich und die stechenden Augen des Magiers Herrjemine Bügebeis musterten den Kollegen, der zwar leicht außer Atem aber dennoch recht lebenslustig war:
"Das Losungswort?”

"Höllenspaß."

Bügebeis ließ ihn ein und Pracker Ixten nützte die Gelegenheit, um ebenfalls hindurch zu schlüpfen. Er traute seinen Augen nicht: vor ihm lag eine riesige Vergnügungsstätte, so echt gruftig!
Viele seiner treuesten Anhänger gaben sich dekadenten Exzessen hin. Quarret Nudel saß in der Ecke an einem Tisch und dealte schamlos mit seinen gebrauchten Stöckchen. Basolamona spielte mit Buwik Koks, Sirach und 3 Halblingen Black Jack. Eiter Pirch hing mit Starod, Lodis, Tretmine Kriss und dem Dr.e.h. Bratrost an der Bar herum. Sie diskutierten Eddi Brusts absonderlichen Checkweg und ließen sich dabei vollaufen. Farad Trek fiel bewusstlos vom Barhocker und riss dabei Lillywig Bytes mit, der prompt 8 bunte Cocktails mit auf den Basaltboden riss. Ein Zerberus kam angerannt und leckte Bytes Malheur fröhlich auf. Dann schnupperte er misstrauisch, nahm Pracker Ixtens Witterung auf und verkrümelte sich mit eingeklemmtem Schwanz. Pracker Ixten mochte gar nicht glauben, was er sah. Schweinecricket, Rapid Fire, Split Score, endlose Perversionen. Ein unbeschreiblicher Sündenpfuhl! (Was einige Funktionäre eines abgehalfterten örtlichen Stöckchenverbandes miteinander an der Bar diskutierten, will ich nun wirklich nicht beschreiben)

Fassungslos schwebte Pracker Ixten umher, bis er eine rote Tür erblickte, auf der in goldenen Lettern

 
 
 
 
 
stand. Der Zorn Pracker Ixtens kam auf diese Tür, seine Hand auf ihre Klinke, und siehe da: Sie öffnete sich nicht. Kein Wunder, denn sie war abgeschlossen und erinnerte ihn daran, dass er sich nicht mehr in seinem Himmelreich befand. Wütend hämmerte er dagegen.
"Wer zur Hölle ist da?", fragte eine Stimme mit seltsamem Akzent.
"ICH BIN ES, DER HERR, DEIN PRACKER IXTEN."
"Razzia!", rief die Stimme.
Eine tiefere, von der er wusste, wem sie gehörte, befahl, die Tür zu öffnen. Pracker Ixten vernahm das satte Klacken eines dicken Riegels. Dann bat ihn ein kleiner Mann mit verschlagenem Gesicht unwillig hinein: "Sie wünschen?"
Pracker Ixten nahm Gestalt an und sein eisiger Blick traf Reinred, der in einem ultramodernen Büro saß und ihm neckisch zuzwinkerte:
 
 

 

 

 
  "Was treibt dich denn hierher? Warst du ein böser Junge?”
"SCHERZE NICHT, KELLERTROLL, DU HAST UNSEREN VERTRAG GEBROCHEN!”
Der Kellertroll hob gelangweilt eine Augenbraue, und befahl seinem Sekretär, den Vertrag zu holen. Der kleine Mann gab einen Befehl in seinen Computer ein (natürlich ein Apple) und druckte den Vertrag aus. Dann reichte er ihn demütig dem Kellertroll, dessen Zeigeklaue über die Zeilen wanderte, bis er die entscheidende Passage gefunden hatte: "Hier steht nur, dass der Diebstahl von Bewohnern nicht gestattet ist. Von Bewohnern, die sich freiwillig in die Hölle begeben lese ich hier nichts.” Er wollte noch einen Witz über die mangelhafte göttliche Vorsehung machen, verkniff ihn sich jedoch im letzten Moment, als er die Blitze in Pracker Ixtens Augen sah. Er hatte schließlich gerade renoviert.
"DAS IST ABWERBUNG, DU MAGIER, DU KELLERTROLL...”
"Habe ich etwa gesündigt?”, lachte Benleb, "Eher nicht. Das ist freier Wettbewerb, das Prinzip der Evolution - DEIN Prinzip. Wenn deine Schäfchen bei mir etwas Zerstreuung suchen, ist das nicht mein Fehler. An deiner Stelle würde ich mir Gedanken machen, was ich falsch gemacht habe, und den Fehler nicht bei mir suchen. Dein Dogma ist so fadenscheinig wie deine Schöpfung. Du gabst den Menschen ein Gehirn, aber verbatest ihnen gleichzeitig, vom Baum der Erkenntnis zu naschen. Was soll der Scheiß? Warum stand der Baum der Erkenntnis dann im Garten Eden, wo sonst nicht viel los war? Warum hast du ihn nicht mit der hohen Mauer der Ignoranz umgeben wie so viele andere Dinge? Du gabst dem Mann drei Stöckchen und wunderst dich, dass er immer nur damit werfen will. Du gabst der Frau einen Mund und wunderst dich, dass sie schwatzhaft ist. Hast du deine Schöpfung überhaupt durchdacht?
 (Anm.d.Autors: Hatte er, doch es kam alles anders als geplant. Aber das ist eine andere Geschichte)
Du glaubst, der Himmel sei attraktiv, bloß weil du nicht jeden reinlässt. Was bist du nur für ein Snob! Wir hier unten hegen keinerlei Vorurteile. Deshalb kommen die meisten auch mit Freuden wieder. Einige meinen, wenn die Hölle schon Spaß macht, wie toll muss dann erst der Himmel sein? Also führen sie sich ein Leben lang brav auf, du schnappst sie dir und langweilst sie zu Tode. Kaum wiedergeboren, drehen sie dann irgendein krummes Ding, nur um wieder zu mir zu kommen - wie jeder Bewohner, der einmal hier war. Das ist das Gesetz des Marktes; ich besitze das attraktivere Produkt. Unseren Vertrag habe ich genau befolgt. Selbst das gute alte Fegefeuer brennt noch. Du glaubst ja gar nicht, wie viele Masochisten du geschaffen hast...”
"DAS GUTE WIRD OBSIEGEN!”
"Klar doch. Lass uns nicht streiten! Willst du Dart spielen?”
"NEIN:”
"Poker?”
"NEIN!!!”
"Dann schlage ich vor, du überdenkst mal deine Werbestrategie, feuerst deine Marketingabteilung und machst eine schwarze Frau zum Papst. Das zieht. Nur ein gut gemeinter Ratschlag... Ymmot, begleite unseren Gast hinaus!”
Sein Sekretär knallte die Hacken zusammen: "Jawohl, mein Vorbild!”
"ICH FINDE DEN WEG ALLEIN.”
Angewidert löste Pracker Ixten sich in Luft auf und verschwand gen Himmel.

Er dachte lange über die Worte des Kellertrolls nach, denn dessen Argumente waren zu stichhaltig, um sie einfach so von der Hand zu weisen. Sein moralischer Anspruch wurde der Wirklichkeit in keiner Weise gerecht. Pracker Ixten beschloss, seine Standards zu senken. Er wies Aldine, seinen Türsteher, an, in Zukunft auch Rechtsanwälte, Gebrauchtwagenhändler, ja sogar Politiker einzulassen. Auch den Himmel würde er interessanter gestalten. Mehr Konzerte zum Beispiel. Schließlich lungerten hier genug klassische Komponisten herum. Sport würde er die Engel treiben lassen, damit sündige Gedanken des Fleisches gar nicht erst aufkamen. Er nahm sich vor, ein kulturelles Programm anzubieten. Philosophische Lesungen der klügsten Köpfe, Sackhüpfen, Eierlaufen, Toffifeewettessen, ein umfangreiches Reformpaket...
Die Engel würden staunen.
Doch als Allererstes musste diese unheilvolle Wendeltreppe beseitigt werden. Ein göttliches Fingerschnippen genügte, und sie war verschwunden. Zur Hölle damit!

Den Kellertroll kümmerte das nicht. Er hatte schon längst den Bau von Fahrstühlen geplant.

 
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