Dartagonia

Forenkeller 3 

Text copyright © by Oppa, The Elend on Tour

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Sternzeit 16.7,2009, Erster Offizier James Dart


Na, hat der Boardsteintretminenleger Euch wieder die Ohren voll geheult? Dieser alte Tränendrüsenaktivator. Wir wissen immer, wann er etwas seinem Tagebuch anvertraut hat.
Dann hat er immer so einen gequälten Zug um die Lefzen und schlenkert mit seiner rechten Pfote, dass einem schwindelig wird beim Zusehen. Wir hatten ihm schon tausendmal geraten, sich einen neuen Pfotenscanner zu kaufen. Er kann sich einfach nicht von seinem alten trennen, einem recht antiquierten SwissShot, Modell 5.9. Das muss ja weh tun.
Ich sah ihn gerade am Zentraleschott vorbeigehen, in seiner neuen Uniform.
 

Sicher ist er auf dem Weg ins Bierzelt und wird sich gleich bei McAnother ein „linkes“ Weizen bestellen, um den Schmerz zu betäuben. Mit rechts bekommt er nämlich das Glas nicht gehoben. Hatte ich schon erwähnt, dass wir ihn neuerdings DART ZADER nennen?
Doch zurück zum eigentlichen Geschehen. Nachdem sich die Mannschaft vollzählig an Bord eingefunden hatte, waren wir gestartet. Auf Befehl der Obersten Forenbehörde mussten wir während unseres Auftrages Funkstille halten und jeglicher Kontakt zur Außenwelt war uns verboten. Brummi hatte deshalb die Kellertür vernagelt, die Babyklappe blockiert und die Kellertreppe mit Nagelbändern gesichert. Den Sender des Funkgerätes hatten wir demontiert und bei GalakBay für teuer Geld verscherbelt. Der Erlös ging an den bordinternen Reptilienfond und dient der Bestreitung des nächsten Bordfestes. Lediglich der Funkempfänger war in Betrieb, da wir mit Hilfe einer Funkstärkenpeilung die Richtung bestimmen wollten, aus der noch immer dieses:

Wir sind die Darts. Deaktivieren sie ihre E-Dartscheiben und ergeben sie sich. Wir werden ihre Dartverbandcharakteristika den unsrigen anpassen. Ihre Regeln werden sich in unsere verwandeln und Ihr dürft uns dienen. ( Caller, Schreiber usw.) Widerstand ist zwecklos.
Wir sind die Darts.

ins Forum gesendet wurde. Es dröhnte noch immer mit voller Lautstärke aus sämtlichen Lautsprechern, sogar aus Dennis C.’s MP9-Player. Der Junge war davon total verwirrt und konnte sich nicht so richtig auf seine Arbeit konzentrieren.

Ende der Aufzeichnung

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Dennis C. McAnother stand an den Tresen gelehnt im Bierzelt und war in die Lektüre der neuesten Verordnung für Barmixer im Flottendienst vertieft. Die Kopfhörer seines MP-9-Players baumelten über seine Schultern herab. Er las also:

Die erste Grundbedingung eines Barmixers ist Bescheidenheit und Zuvorkommendheit gegen die Gäste und hat derselbe auf die an ihn gerichteten Fragen, seinem besten Wissen nach, deutlich und korrekt zu antworten und niemals das große Wort zu führen, da sich sonst der Gast verletzt fühlen könnte. Der Barmixer darf eben nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel sprechen, soll immer zuvorkommend sein und es dem Gaste im Bierzelt möglichst angenehm und bequem machen. Einen Unterschied bei der Bedienung eines geistig mehr oder minder bemittelten Gastes darf der Barmixer niemals machen, da jeder Gast, der sich anständig benimmt, zu gleichem Entgegenkommen berechtigt ist und sich im entgegengesetzten Falle bewogen fühlen wird, das Bierzelt nicht mehr zu betreten. Für alle, deren Name auf ein –ry endet, gilt Regel 17.4 „Umgang mit Teetrinkern“. Der Barmixer hat ferner besonders darauf zu achten, dass er stets elegant, rein und sauber gekleidet ist, da das Äußere des Barmixers sehr viel Einfluss auf den Gast ausübt, indem Eleganz und Reinlichkeit gepaart ungemein anzieht. Auch möge der Barmixer nicht außer Acht lassen, dass eine schöne und stramme Haltung zur Vollendung des Ganzen gehört.
Wenn eine Anzahl Herren gleichzeitig an die Bar tritt, dann soll der Barmixer erst jedem der Gäste ein Glas Hefeweizen vorsetzen und sodann in höflichem Tone fragen, was die Herren zu trinken wünschen. Ferner ist es Pflicht des Barmixers, den Gast zu fragen, wie er das betreffende Getränk, wenn solches ein gemischtes ist, wünscht, ob stark oder schwach, mehr oder weniger süß oder sauer etc. Nach dem Wunsche des Gastes muss sich dann der Barmixer beim Mischen des bestellten Getränkes richten. Die Mischung des betreffenden Getränkes muss mit möglichster Eleganz und Zierlichkeit oberhalb des Tresens geschehen, damit der Gast sehen kann, wie es bereitet wird, und es ist für den Barmixer besonders empfehlend, wenn er darin große Gewandtheit zeigen kann. In der Kunst, die Gäste gewandt und elegant zu bedienen, liegt oft das Geheimnis, welches dem Bierzelt eine große Kundschaft sichert. Die zu verwendenden Gläser müssen stets rein und sauber poliert sein, so dass kein Fleckchen daran haftet und ist daher jedes Glas vom Barmixer vor dem Gebrauche genau zu besichtigen. Wenn die Gäste das Bierzelt verlassen haben, muss der Barmixer die Gläser unverzüglich von dem Tresen entfernen, und wenn Zeit dazu vorhanden ist, die gebrauchten Gläser sofort reinigen und an Ort und Stelle stellen.

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Es war ein harter Tag gewesen für unseren allseits beliebten Captain Henry, den Fiesen Friesen, wie er sich selbst zu nennen pflegte. Mehr oder weniger gelangweilt hatte er zur Kenntnis genommen, dass sein erster Offizier den Speisenausgabeautomaten umprogrammiert hatte. Dart hatte sich die neue Version von Guggel-Zip aus dem Subraum heruntergeladen, mit dem sich die Daten noch besser komprimieren ließen. Um exakt 24,35739221% hatte Dart mit einem ironischen Blick Richtung Hähni gemeint. Außerdem konnte der Automat jetzt direkt via Subraumfunk Zugriff auf über 120 weitere Kochbuch-Datenbanken erhalten, darunter auch auf das galaxis-weit-berühmte System von Schuhbeck IX.

Captain Henry hatte das, wie schon gesagt, fast schon wieder vergessen, als er müde und abgespannt sein Quartier betrat. Er zog seine fesche Freizeitbekleidung an. Diese hatte sich Sekunden vorher, in weiser Voraussicht, dank des neuen, intelligenten Transportersystems, auf seinem Lieblingssessel materialisiert. Henry schritt zum Essensautomaten und drückte auf die "Bestellen"-Taste, als plötzlich die Automatik-Stimme ertönte:

Automat: „Guten Abend, Captain. Was darf es sein? Eine Tasse Earl Grey, heiß - wie immer?"
Etwas verwundert, zögerte der Captain ein wenig. Er wusste nicht sofort, was er tun sollte. Da er heute aber schon 14 Tassen Earl Grey, heiß getrunken hatte, beschloss er, es bei einem Glas Wasser zu belassen.
Henry: „Ein Glas Wasser, heiß...äh...kalt." Oh je, dachte der Captain, ich glaub ich werde alt.
Automat: „Bitte Angaben spezifizieren. Ich habe 2317 verschiedene Wassersorten gespeichert - Das Wasser der Fleisch-Pflanze von Altair III, die Tränen der Propheten von Markus 12..."
Henry: „Stopp! Ich hätte einfach ein Glas kaltes Leitungswasser."
Automat: „Mit oder ohne Kohlensäure."
Henry: „Ohne - oder nein, lieber doch mit."
Automat: „Bitte nennen sie den prozentualen Anteil, den die Kohlensäure einnehmen soll."
Henry: „Oh Nein! Ich möchte einfach nur ein....Arrrghhx!"

Henry stampft ärgerlich mit den Füßen auf den Boden. Plötzlich hört man ein geschäftiges Piepsen und Rattern aus dem Automaten. Kurze Zeit später materialisiert sich etwas unaussprechlich ekeliges, leicht zuckendes, Etwas. Ein Geruch von Verwesung erfüllt den Raum.

Henry: „Automat, was ist das ?!"
Automat: „Ihre Bestellung!"
Henry: „Wie bitte?"
Automat: „Laut Automaten-Logbuch haben sie um 19:54:33 Uhr ein "Arrrghhx" bestellt - eine Spezialität von Sarphaidon VII."
Henry, murmelnd: -Ich glaube ich werde mal ein Wörtchen mit Dart sprechen müssen-. Zum Automaten: „Was immer das ist, ich will es nicht!"
Automat, leicht traurig-vorwurfsvoll: „Habe ich etwas falsch gemacht, Sir?"
Henry: „Nein, Du bist unschuldig. Ich will nur dieses Arks nicht mehr."
Automat: „Mit Verlaub, es handelt sich um ein "Arrrghhx", Sir - ein "Arks" ist ein phosphoreszierendes Getränk, welches auf Dune VI serviert wird."
Bevor Henry noch etwas darauf antworten kann, verschwindet das "Arrrghhx" wieder.
Henry, mit hochrotem Kopf: „Was ist jetzt mit meinem Glas Wasser?"
Automat: „Was soll damit sein?"
Henry, inzwischen dem Nervenzusammenbruch nahe: „OK, ich hätte gerne ein Glas ganz normales, kaltes, klares Leitungswasser, ohne Kohlensäure oder sonstigen Schnickschnack, verstanden?"
Automat: „Nichts leichter als das."
Und schon materialisiert sich ein herrliches Glas kaltes, reinstes, klarstes Leitungswasser. So klar, wie es nur das Leitungswasser auf Aquarium III ist, wo man sogar den Grund des Ozeans sehen kann - das Wasser hatte der Automat natürlich in der Datenbank von Schuhbeck IX gefunden.
Automat: „Sind sie zufrieden?"
Henry, wütend: „Ja, Danke!"
Automat: „Haben sie sonst noch einen Wunsch?"
Henry: „Neien!!!!"
Automat: „Möchten Sie ihr Neien mit oder ohne Zucker und Sahne oder lieber doch mit Honig leicht geschüttelt?“
Henry, kurz vorm explodieren: „NOTAUS! SOFORT!“
Automat: „Sie klingen zornig, Captain, soll ich ihnen einen Termin bei Doc Ekzem besorgen?"
Henry bricht ohnmächtig zusammen - doch der Automat redet unvermindert weiter.
Automat: „Wussten sie schon, dass ich ihre bevorzugten Bestellungen jetzt durch die so genannte "Schwaben-Technologie" schon bereit stellen kann, bevor sie überhaupt den Wunsch danach ausgesprochen haben? ---- Captain? --- Captain! --- Automat an Krankenstation, bitte kommen sie sofort in das Quartier des Captains, es handelt sich um einen Notfall!
Ekzem: „Verstanden, wir kommen sofort!"
Mit einem zufriedenen Piepen schaltet sich der Automat ab. Wieder einmal hatte er seine unglaublich überlegene Technologie dazu eingesetzt, einen Menschen aufs vollste zufrieden zu stellen...
 

* * * * *

Brummi hatte zusammen mit Hähni noch einmal die Absperrung der Hypertransporteinrichtung „Kellertreppe“ kontrolliert und begab sich nach dieser Arbeit fröhlich vor sich hin pfeifend zurück in seine Kabine. Diese hatte er sich von Solid-Made nach Art einer hessischen Streuobstwiese einrichten lassen. Er freute sich darauf seinen schweren Körper in das frisch duftende Gras betten zu können, einen Schoppen bestes ‚Stöffche’ zu genießen und so seinen Feierabend zu zelebrieren.
Er trat vor seine Kabinentür, flüsterte benahe unhörbar das Kennwort ‚Äppelwoi’ in den Aufnahmeschlitz der Personenerkennungsautomatik und trat, nachdem die Tür sich mit einem leisen Zischen geöffnet hatte, leichten Fußes ein.

 

Sich verstohlen umblickend schloss er schnellstens die Türe hinter sich und verriegelte sie vorsichtshalber. Man weiß ja nie. Er traute hier keinem an Bord. Deshalb war er auch Sicherheitsoffizier und hoffte darauf bald in den Rat der Modifikatoren aufgenommen zu werden. Sein integerer Ruf eilte ihm fahnenschwenkend voraus. Es blieb dem Ruf auch nichts anderes übrig als voraus zu eilen, da der dazu gehörende Typ ob seiner Leibesfülle eh nicht mitkam.
So bestens abgesichert trat er vor den Speisenausgabeautomaten und forderte eine Information über die Menge des noch zur Verfügung stehenden Stöffchens. Die Information war für ihn niederschmetternd.

 

Er strich in Gedanken die Freude auf einen geruhsamen Feierabend, schnappte sich einen Jutesack von der Ablage und begann laut keuchend die auf dem Boden der Kabine liegenden Äpfel aufzuklauben. “Fast leer, Neue Ernte muss her“ vor sich hin skandierend zog er, sich immer und immer wieder bückend, im Kreise durch sein kleines Reich bis er alle Äpfel aufgesammelt hatte. Den Inhalt des vollen und somit schweren Sackes kippte er dann mit letzter Kraftanstrengung in die eigens für ihn auf Wetzelar II gebaute Kelter und harrte der Dinge die da kommen sollten.
Er bestellte sich beim Automaten aus den Restbeständen noch ein großes Glas, nahm es und streckte sich auf dem nunmehr apfelfreien Gras aus. Endlich Feierabend und den Rest würde die Maschine für ihn erledigen. Dachte er. Und übersah dabei, dass der Erste Offizier James Dart die Speisenausgabeautomatik neu programmiert hatte.

Während also Brummi, das leere Glas noch fest in seiner rechten Hand haltend, laut schnarchend vor sich hin schlief, verarbeitete tief im Innern der Forenkeller die Automatik den aus der Kelter kommenden Apfelsaft.

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VollVersemmelt saß in seiner gemütlich in schwäbischem Barock eingerichteten Kabine und überlegte gerade, ob er beim nächsten Bordturnier im Bierzelt Killercricket anbieten sollte, als er von einem Mordsgetöse aus der Nachbarkabine zur Rechten in seinen Überlegungen gestört wurde.
„Entweder hat der Mützenköter sein Tagebuch aktiviert oder es ist tatsächlich etwas passiert“ schoss es ihm durch den Kopf. Nebenan hauste ‚Cap Dog‘ Zanna, der Wachhund der Forenkeller, der von Allen nur Dart Zader genannt wurde, ob der neuen Uniform, die er sich zugelegt hatte und mit Stolz trug. Da sich das Geräusch nicht wiederholte vertiefte er sich wieder in den Veranstaltungskalender, den er dabei war neu zu gestalten.
Er, der ehemalige Leidende Ingenieur der Forenkeller, hatte sich im Urlaub nach der überwundenen Checker-Krise auf dem Vergnügungsplaneten Aldiana 19 zum Animateur und Restaurantleiter ausbilden lassen und die Bordkantine ‚Bierzelt‘ übernommen. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht etwas mehr Schwung in den Laden zu bringen und dieses sinnlose ‚Saufen bis Ekzem kommt‘ zu beenden. Die Mannschaft dürstete nach Unterhaltung und genau die wollte er ihr geben.
Das Bierzelt hatte er bereits mit Hilfe eigener Grafiken, die er mit großer Fingerfertigkeit auf Solid-Made unter Verwendung des neuen Programms ‚Pixel-Shop‘ erstellt hatte, verschönert. Ein erneuter Schrei aus der Nachbarkabine ließ ihn aufhorchen.
‚Jetzt muss ich aber doch mal nachschauen gehen, was da drüben los ist‘ mit diesen Worten erhob er sich von seinem Sitz am antiken Schreibtisch und verließ seine Kabine. Auf dem Kabinengang wandte er sich nach rechts und erreichte nach wenigen Schritten die Tür zu Zannas Kabine. Die Tür stand offen und so trat er ein. Seinen Augen bot sich ein Bild des Grauens.
Zanna, die weiße Fellmütze auf dem Kopf, lag vor dem Speisenausgabeautomaten und wälzte sich unter lauten Spitzen Schreien in einem Riesenfladen bestem Hundefutter. Noch immer quoll ein nicht enden wollender Strom dieser dunkelbraunen Masse aus dem Ausgabeschlitz des Automaten und bedeckte den Boden vor dem Automaten mittlerweile knietief. Vollversemmelt alarmierte Doc Ekzem in der Krankenstation über die Bordkommunikationsanlage ‚Thread-Post‘ und setzte mit einem gezielten Faustschlag die Ausgabeautomatik außer Funktion. Der braune Strom versiegte abrupt. ‚Ist doch gut, dass man Ingenieur ist“ murmelte er und beobachtete wie das inzwischen eingetroffene Sanitätspersonal den immer noch tobenden Mützenköter erstversorgte. Eine Beruhigungsspritze veränderte kurz darauf die lauten Schreie in leises Murmeln.
‚Wollte doch nur Spätzle mit Hirschgulasch‘ vernahmen die anwesenden Rettungskräfte aus Zannas Mund. ‚Nur Spätzle mit Gulasch.‘
Der Patient wurde abtransportiert und durfte nach einer ausgiebigen Dusche, die den übelriechenden Brei von seinem Körper spülte, das Bett neben seinem Käpten belegen.
Vor dem Ort des Geschehens unterhielt sich Vollversemmelt noch kurz mit dem Doc und erfuhr hierbei von der Tatsache, dass dies bereits der zweite Fall war, indem ein Besatzungsmitglied in reichlich verwirrtem Zustand vor dem Speisenausgabeautomaten aufgefunden worden war. Er verabschiedete sich vom Käsedoktor, der in seine Bordklinik eilte, und kehrte nachdenklich geworden in seine Kabine zurück. ‚Da werde ich wohl mal nachschauen müssen‘ meinte er zu sich selbst, öffnete seinen Schrank, nahm seinen alten Monteursoverall heraus und zwängte sich in denselben. Immer noch kopfschüttelnd entschied er sich für die hohen Gummistiefel, schlüpfte mit seinen bloßen Füßen hinein und griff sich seinen alten Werkzeugkasten vom Regal. Dabei streifte sein Blick die ebenfalls auf dem Regal stehende Tüte, entschied sich wehmütig dafür in diesem Fall auf sie zu verzichten, und kehrte in Zannas Kabine zurück. Mit Besen und Kehrblech beförderte er erst mal den Hundefutterhaufen in den Abfallvernichter, trat vor den Speisenautomaten und begann vorsichtig damit die mit 200 Schrauben festgehaltene Abdeckung zu lösen.

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Sternzeit 23.11,2010, Erster Offizier James Dart

Noch immer gurkten wir auf unserer Suche nach den Darts sinnlos und ohne Plan durch die Weiten des Weltraums. Auf der Brücke glänzten einige wichtige Besatzungsmitglieder durch Abwesenheit. Der Käpten und Zanna lagen geistig verwirrt in der Bordklinik und wurden von Doc ‚Promille’ Ekzem einer intensiven Käsetherapie unterzogen. Aber aus einem uns Allen unbekannten Grund wurden die Beiden nicht mehr nüchtern und in ihrem geistigen Zustand trat auch keine Besserung ein.

VollVersemmelt wühlte sich seit Tagen ölverschmiert durch die inneren Gefilde der Speisenausgabeautomatik, die ich mit großem Aufwand gerade erst neu programmiert hatte. Er suchte verzweifelt nach dem Grund für den Zustand der ersten Beiden in meinem Eintrag erwähnten Personen.

Dennis C. McAnother stand noch immer im Bierzelt an den Tresen gelehnt und kämpfte sich durch die 135-bändige „Verordnung für Barmixer“ und war unabkömmlich.

Der Dicke lag bestimmt wieder auf seiner Kabinenwiese und träumte bei einem Glas ‚Stöffche“, wie er das üble Gebräu nannte welches er selbst herstellte, vom Gewinn bei einem intergalaktischen Glücksspiel.

So war ich mit Funker Hornsby, unserem Computerfachmann Franz Was, dem vor unserem Einsatz als Ersatz für VollVersemmelt neu an Bord angekommenen Ingenieur Dr. G.E. Stört und dem Waffenoffizier Esanztor allein auf der Brücke, als unvermutet der Annäherungsalarm losheulte.

Franz Was projizierte mit flinken Fingern das Bild der Ortung auf den großen superteuren 3-D Plasma-Zentraleschirm. 

 

Hähni kam mit schnellen Schritten aus dem Zugang zum Turbolift geflogen und übernahm wie gewohnt die Sicherheitsabteilung. Er stellte den Verschlusszustand her, soll heißen er verriegelte alle Türen, schaltete die Kellertreppe auf ‚Aus’ und fuhr unsere Abwehrschilde hoch  

Franz: „Es ist das Schiff der Darts. Und es greift ein uns noch unbekanntes Objekt an.“

Hähni: „Sieht aus wie ein uralter Löwen-Frachter.“

Ich: „Rischtisch! Die Identifizierungsschablonen-Datenbank gibt mir gerade das gleiche Ergebnis durch.“

Esanztor: „Die Darts haben den Frachter unter heftigstem Beschuss. Soll ich die Phaser oder doch besser einen Torpedo klarmachen,
Nummer 1?“

Ich: „Bei der Größe des Feindes nehmen wir besser einen….ähh, Nein, besser zwei Torpedos. Also Mach die Dinger scharf Junge.“

Esanztor: „Torpedos scharf. Fertig zum Abschuss.“

Ich: „Dann ab dafür. Und ziel nicht daneben, Du kleine Rotznase, Du. Bei dem seiner Feuerkraft macht der spielend Hundefutter aus uns.“

Esanztor, etwas pikiert: „Torpedos sind ab. Liegen genau auf Kurs. Laufzeit 27 Sekunden.“

Doch was war denn das? Auf dem Schirm erschienen statt der beiden Torpedos in der uns bekannten Form zwei dickbauchige Äppelwoi-Fässer, die sich auf den Weg zum feindlichen Schiff machten. Wir schauten uns ratlos in die Augen.

In diesem Moment löste sich mit einem lauten Krachen die Abdeckung der Speisenausgabeautomatik auf der Brücke, der mit Öl verschmierte Kopf unseres Bordanimateurs erschien in der dunklen Öffnung und VollVersemmelt meinte, mit einem glücklichen Grinsen auf den Lippen, „Ich glaube ich habe den Fehler gefunden.“

Inzwischen hatten die beiden Fässer planmäßig das Dartsschiff erreicht, schlugen ein und, zu unserer großen Verwunderung, vernichteten dieses.

„Ich wusste gar nicht, dass Äppelwoi so eine vernichtende Wirkung hat“ meinte Hähni trocken und löste den Sicherheitsalarm wieder auf. 

Wir hatten unseren Auftrag erfüllt, die Darts gefunden und beseitigt, aber die rätselhaften Ereignisse an Bord der Forenkeller in den letzten Tagen sollte uns noch ein Weilchen beschäftigen. Von der Obersten Forenbehörde jedenfalls wurde ein Untersuchungsausschuss eingerichtet. Aber das ist eine andere Geschichte. 

Ende der Aufzeichnung. 

Weiter auf Forenkeller Teil 4
 

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