Dartagonia

Forenkeller 4

Text copyright © by OPPA, The Elend on Tour              




 

 

Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein.
Hier ist ein Märchen von übervorgestern:
Es gibt keine Dartforen mehr. Es gibt nur noch die Dartspieler und ihre Blogs im Internet.
Man schreibt auf fremden Seiten.
Der Keller ist als Freiraum erschlossen.
Mit heute noch unvorstellbaren Geschwindigkeiten durcheilen Raumschiffe dieses Themensystem.
Eins dieser Raumschiffe ist die „Forenkeller“, winziger Teil eines gigantischen Sicherheitssystems,
das den Keller vor Bedrohungen von Oben schützt.
Begleiten wir die „Forenkeller“ und ihre Besatzung bei ihrem Patrouillendienst am Rande der unendlichen Heiterkeit. 

 

 
 

Mein Name ist Sisalnager der Dritte, und ich bin Maus auf der Forenkeller. Und außer mir leben noch ungefähr 300 andere Mäuse auf diesem Schiff, und alle ernähren wir uns von Doc Ekzems geheimen Käsevorräten. Hier wohnen drei verschiedene Sippen, jeweils unterteilt in 15 Familien. Ich gehöre zur Sippe und Familie von Boardpapst Bouncerman (ich bin sein Ururururururururururenkelsohn), der glorreichsten Sippe und Familie auf diesem Schiff (auch wenn die anderen anderer Meinung sind). Unsere Vorfahren waren sogar schon bei der Besiedelung von Australien als Schiffsmäuse beteiligt!
Wie wir Mäuse in Erfahrung gebracht haben, waren wir auf eine dreiwöchige Mission geschickt worden, dann aber vor viereinhalb Monaten irgendwie im falschen Quadranten gelandet (Menschen sind eben doch unfähig, ein Schiff zu steuern. Besonders diese Crew hier.). Doch das ist eine andere Geschichte, die meine Eltern auch viel besser erzählen könnten, da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal geboren war: ich bin nämlich erst zwei Monate alt.
Ich wohne im Quartier des Bordbiologen Sokrates, der mich auch immer füttert und, wenn er Zeit hat, mit mir spielt. Ich bin mit diesem Plätzchen auf dem Schiff eigentlich ganz zufrieden, da Sokrates wirklich in Ordnung ist - natürlich für einen Menschen. Wenn er nur diese komischen Antennen nicht auf dem Kopf hätte. Er spielt ganz gut Triangel, was sich in meinen Mäuseohren ziemlich angenehm anhört.
Ich bin nicht die einzige Maus, die in diesem Quartier wohnt, aber die einzige, die sich getraut hat, Kontakt mit ihm aufzunehmen - ich habe mich nun
einmal schon immer durch meinen riesigen Mut ausgezeichnet. Wir Mäuse kennen uns auf der Forenkeller richtig gut aus, und wir haben schon die Möglichkeit, zu allen strategisch wichtigen Punkten zu gelangen - so auch zur Brücke, die ich persönlich am liebsten besuche, weil dort am meisten Action passiert.
Wie wir Mäuse aus Erzählungen der Crew entnommen haben, soll heute Abend ein großes Bordfest im Bierzelt steigen, an der sich auch ein Teil von uns beteiligen will. Zwei Gründe: erstens natürlich mein Bruder und ich, da wir uns auf einer Forschungsmission befinden, und zum anderen, dass bei jeder Party und besonders bei einem solchen Anlass immer etwas besonders Gutes für uns abfällt. Also befand sich nahezu die komplette Besatzung, bestehend aus Menschen und Mäusen, im Bierzelt, als der Captain Henry und der 1.Offizier OPPA kurz hintereinander eintrafen.
TheKellerTroll hatte wieder einmal die Datenbank der Forenkeller, Solid-Made genannt, nach möglichen Gesellschaftsspielen gefilzt und war auf das so genannte ,Killercricket', ein Spiel aus dem 20. oder 21. Jahrhundert, gestoßen, das er jetzt auch vorschlug, und an dem sich auch alle beteiligen wollten. TheKellerTroll hatte es etwas abgewandelt: nach jeder Runde wurde ein Segment aus der Scheibe entfernt. Der jeweils Letzte nach einer Runde musste dann eine Nummer ziehen und die Aufgabe, die der Nummer entsprach, erfüllen. Unter diesen waren: Dreibeinlaufen, Sackhüpfen, ein Dartlied singen, eine Geschichte bzw. einen Witz erzählen, ein Dartmate aufbauen und noch so unsinnige Dinge.
Und es kommt wie es kommen musste (es geht doch nichts über eine gute Computermanipulation): als der Erste Ingenieur Der Schwede ausschied, zieht er die 2, die Nummer, die bisher noch kein anderer gezogen hatte - und er musste dieses komische Gerät aufbauen.
Als die Aufgabe verkündet wird, bricht die gesamte Crew in Jubel aus, versucht sich TheKellerTroll verzweifelt zu rechtfertigen, dass er das doch gar nicht als Option eingegeben hatte, grinst Doc Ekzem zufrieden, müssen wir Mäuse uns blitzschnell vor all den trampelnden Füßen in Sicherheit bringen - kurz: es ist das totale Chaos.

Mein Bruder und ich suchen uns ein gutes Plätzchen, von wo wir die Nummer perfekt beobachten können. Welch ein Anblick. Doch halt! Hat der Kerl etwa heimlich geübt? Er schaffte es beinahe. Eigentlich hätte die Party nun in Frieden fortgeführt werden können, denn weder wir noch irgendein anderes Crewmitglied hatten noch irgendwas geplant. Doch wir hatten einiges außer Acht gelassen...
Gerade als sich der Doc mit OPPA’s Unterstützung zu einer Rede aufschwingen will, dass übermäßiges Feiern und Fröhlichsein möglicherweise einige gefährliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben könnte, geschahen drei unwahrscheinliche Dinge gleichzeitig.
Der Schwede schaffte es tatsächlich das Dartmate zu vollenden, The KellerTroll traf mit seinem ersten Dart eine einfache Drei als er sie brauchte und der Captain bekam zum ersten Mal eine verständliche Antwort von Solid-Made: „Game Over !“
Was dann geschah, kann ich nicht erklären. Jedenfalls wurde es plötzlich gleißend hell, ein Dröhnen erfüllte die klimatisierte Luft, es knallte einmal fürchterlich und dann war nur noch Stille und Dunkelheit. Die Crew lag ohnmächtig auf dem Boden oder hing reglos in ihren Sesseln. Nur wir Mäuse waren noch auf dem Damm und ziemlich geschockt.
Wir beschlossen erst einmal zum Lager für altertümliche medizinische Instrumente zu pilgern und uns an den dort lagernden Vorräten des Doc zu laben.
 

*****

Er war gefangen. Festgebunden. Er konnte weder Arme noch Beine bewegen, nicht einmal seinen Kopf. Und es war dunkel, stockdunkel. Das alles war schon schlimm genug, doch dazu kam noch die absolute Stille. In seiner Verzweiflung wollte er schreien, ganz laut, vielleicht kam ja Hilfe. Aber er strengte sich vergebens an. Nicht ein Laut verließ seinen Mund. Grenzenlose Verzweiflung überfiel ihn. Wer nur hatte ihm das angetan und warum!? Wo war er und was hatte man mit ihm vor. Es roch feucht und moderig. Vielleicht lag er in einem Keller und wie es sich anfühlte auf einer Matratze oder dickem Polster.
Immer noch nichts zu hören oder zu sehen. Mittlerweile hatte er sein Zeitgefühl total verloren und Hunger begann in seinen Eingeweiden zu rumoren. Aber schlimmer noch war der Durst. Seine gefesselten Gliedmaßen begannen einzuschlafen und schmerzhaft zu kribbeln. Das war bestimmt das Ende und er wusste nicht mal warum! Plötzlich schreckte er hoch. Es hörte sich an wie Schritte. Kam jetzt endlich jemand, oder spielten ihm seine Sinne gänzlich einen Streich?! Angestrengt horchte er. Mit einem Quietschen wurde eine Tür geöffnet und jemand betrat den Raum. Sein Herz schlug schneller und er merkte, wie ihm der Schweiß aus allen Poren drang. Jetzt, dachte er, hat mein letztes Stündlein geschlagen, und schloss die Augen, welche er weit aufgerissen hatte. Als er dann die Stimme hörte, zuckte er unwillkürlich zusammen.
„Mensch, mach dich bereit", sagte jemand und im selben Augenblick wurde ihm der Knebel aus dem Mund genommen und seine Fesseln gelöst. Hoffnung keimte in ihm auf, war das seine Rettung?! Er holte hastig Luft und bewegte vorsichtig Arme und Beine. Frei, welch ein herrliches Gefühl. „Steh auf und folge mir", befahl die Stimme.
Gehorsam versuchte er auf die Beine zu kommen und schaute in die Richtung, aus welcher die Stimme kam. Es war etwas heller geworden und er konnte schemenhaft eine Gestalt erkennen. Er wischte sich mit einer Hand über die Augen und glaubte kaum was er sah! Vor ihm stand kein Mensch, nein, eine Sackkarre hatte mit ihm gesprochen und seine Fesseln gelöst. Er habe bestimmt den Verstand verloren dachte er. „Wer bist du?“ brachte er mit krächzender Stimme hervor? Die Sackkarre, ja es war eindeutig eine, lachte und sagte „Das weißt du ganz genau, und nun komm, die
anderen warten schon"!
Die Sackkarre bewegte sich auf die offene Tür hin zu. Automatisch setzte er seine Beine voreinander und folgte ihr. Ich bin tot, dachte er, anders kann es nicht sein. Eine Sackkarre, die mit ihm sprach und seine Fesseln löste, das konnte einfach nicht real sein, oder?! Als sie die Tür erreichten, musste er seine Augen schließen, so geblendet war er vom Licht, das den anderen Raum erfüllte.
,,Komm, zögere nicht", sagte die Sackkarre, schob ihn ganz in den Raum und schloss die Tür. Er legte eine Hand über seine Augen und sah sich um. Merkwürdig, es waren nur Gartengeräte im Raum. Harken, Schaufeln, Besen und so weiter. In der Mitte des Raumes hingen einige Seile und Ketten von der Decke, in deren unmittelbarer Nähe mehrere Schubkarren standen. Diese standen aufrecht auf den Holmen, mit denen die Karren normalerweise geschoben wurden. Auch alle anderen Geräte standen auf ihren Griffenden.
Aufgeregtes Gemurmel setzte auf Seiten der Gartengeräte ein. Diese nahmen eine drohende Haltung ein. Er verstand gar nichts mehr, was sollte der ganze Unsinn. Es musste einfach Unsinn sein. Jetzt redeten alle Geräte durcheinander. Laut rief ein Besen ,,Lasst uns endlich anfangen"! und schüttelte drohend seine Borsten. Mittlerweile hatten ihn die Gartengeräte eingekreist und kamen langsam näher. Panik überkam ihn. ,,Was soll das, was wollt ihr von mir", schrie er. ,,Das weißt du ganz genau", rief ein anderer Besen.
,,Anfangen, anfangen", forderte eine Harke.
,,Greift ihn endlich", polterte eine Gießkanne.
Die Sackkarre, welche ihn geholt hatte, rief beschwichtigend ,,Beruhigt euch Leute, gleich ist es soweit".
Er hatte keine Chance wegzulaufen, denn die Geräte hatten ihn jetzt vollends in ihrer Mitte und drängten ihn in die Richtung, wo die Stricke und Ketten von der Decke herabhingen.
,,So sagt mir doch bitte was das soll", flehte er. ,,Das ganze ist bestimmt nur ein Missverständnis".
,,Genug des Zögerns", brüllte eine verbeulte Schubkarre, schob ihn direkt an ein Seil und band seinen Arm damit fest. Zwei Schaufeln banden seinen anderen Arm. Ein rostiger Blecheimer, einige Heckenscheren und eine Forke packten seine Beine,
zerrten ihn zu Boden und fesselten auch diese. Er war zu keiner Gegenwehr fähig. Wieder lag er gefesselt am Boden und konnte sich nicht rühren. Um ihn herum nur Gartengeräte. Die verbeulte Schubkarre beugte sich über sein Gesicht und er konnte genau die tiefen Kratzer und Dellen in ihrer Lademulde erkennen.
,,Aber, aber“ stotterte er. „Worum geht es denn eigentlich"?
,,Du dummer, dummer Mensch, verstehst wohl überhaupt nicht", lachte die Karre blechern.
,,Gleich wirst du begreifen", sagte eine Rosenschere und fuchtelte mit ihren scharfen Schneiden vor seinem Gesicht herum.
,,Lass das", schimpfte eine Schaufel und schob die Schere weg.
,,Zieht ihn hoch", befahl die Schubkarre, welche offensichtlich der Anführer war.
An Armen und Beinen gefesselt, hing er jetzt in der Luft. ,,Lasst mich los und gehen, ich tue alles was ihr wollt", rief er. ,,Zu spät", raunte eine Gießkanne aus grünem Kunststoff.

,,Wir werden jetzt ein Gartengerät aus dir machen", erklärte ein großer Reisigbesen
und schüttelte sich vor Lachen. Im gleichen Augenblick erscholl ein gewaltiger Lärm, als alle Geräte durcheinander schrieen und lachten. Das war zuviel. Er wurde ohnmächtig.
,,Ha, so ein Weichei", tönte eine Harke. Und dann fingen die Gartengeräte an, aus dem Menschen eine Schubkarre zu formen. Der Körper wurde gedrückt und gezerrt, bis er die Form einer Mulde hatte. Aus Beinen und Füßen wurden die Schiebegriffe und aus den Armen der Kippbügel. Zu guter letzt wurde aus dem Kopf das Rad. Die Schubkarre war fertig. Begeistert klatschten die Gartengeräte Beifall. Vom lauten Klatschen und Bravo rufen erwachte er aus seiner Ohnmacht. Erst begriff er nicht recht, was geschehen war, doch dann erkannte er das ganze Ausmaß. Die Geräte hatten aus ihm tatsächlich eine Schubkarre gemacht. Nun verstand er gar nichts mehr. Sie ließen ihn runter und lösten die Stricke.
,,Und jetzt nach draußen in den Garten mit ihm", rief die Schubkarre. ,,Mal sehen, wie viel er aushält", brüllte die Heckenschere.
,,Nein", schrie er und riss die Augen weit auf. Und dann fiel er, nicht tief, aber es tat weh. Er zog sich am Bett hoch und schaute in die Runde. Sein Herz raste und er stöhnte auf. Er saß auf der Kante seines Bettes und fasste sich an den Kopf. ,,Ein Alptraum, nur ein fürchterlicher Alptraum", seufzte er. 

Treble of One richtete sich leise stöhnend auf und faßte spontan zwei Entschlüsse:
Er würde jetzt erst mal die Kaffeemaschine im Bierzelt assimilieren und heute würde er auf gar  keinen Fall im Hydroponischen Garten arbeiten. Mit diesem Vorsatz machte er sich auf den Weg.

*****

 

Einige Wochen vorher

Logbuch der NDS 191919-B Forenkeller, Sternzeit 17.06,2011. Captain Henry

„Die letzten Startvorbereitungen laufen nach Plan, wir werden unseren Starttermin in fünfzig Minuten einhalten können. Das Shuttle Kellergruft, welches das restliche Führungsteam an Bord bringt, wird in Kürze eintreffen. Mann, wie ich mich freue die alten Freunde und natürlich auch eine Menge neuer Gesichter zu sehen. Ich blicke erwartungsvoll auf den ersten ernsthaften Flug des Schiffes."


Wie die Beine einer gigantischen Spinne umschlangen die titanenen Arme des Raumdocks den Rumpf des Raumschiffs, auf dessen im Sonnenlicht glänzender Außenhülle von weitem sichtbar sein Name und die Identifikation NDS 191919-B prangten. Als erstes Raumschiff in der Geschichte der Werften “Professional Drehbank Corporation“, wo der Rohbau des Schiffes bis vor wenigen Wochen gefertigt worden war, hatte es drei Woopgondeln.
Derzeit liefen an Bord des Schiffes die letzten Startvorbereitungen, die letzten Checklisten wurden Punkt für Punkt abgehakt und fast jedes Besatzungsmitglied war bereits an Bord eingetroffen und machte sich mit seinen neuen Aufgaben vertraut. Die Ankunft des Führungsteams wurde erwartet, da aber der Zeitplan knapp und noch vieles zu erledigen war, würde man die Feierlichkeiten nicht wie üblich auf dem Shuttledeck stattfinden lassen, sondern nach dem Start im Bierzelt.
Captain Henry saß im Kommandosessel auf der Brücke. Frisur und Uniform des in vielen Scharmützeln gewachsenen Friesen saßen penibel korrekt, und seine Gesichtszüge zeigten eine fast pädagogische Strenge. Bis auf ihn und zwei Techniker, die sich über eine offene Konsole im hinteren Bereich der Brücke beugten, war die Zentrale des Schiffes leer.
Wehmütig an vergangene Zeiten denkend blätterte er in seinem persönlichen Logbuch, welches er als Mann der Handarbeit eigenhändig zu Papier gebracht hatte. Der dicke Foliant lastete schwer auf seinen Oberschenkeln. Sein Blick fiel auf die Liste derer die einst mit ihm auf der Forenkeller NDS 191919-A so manches Abenteuer bestanden hatten und heute nicht mehr zur Besatzung des Neubaues gehörten.

Die Mannschaft der FORENKELLER NDS 191919-A

„Hessen“ Brummi
Sicherheits- und Transportoffizier. Transportiert mit Sicherheit Bratwurst und Kotelett vom Teller in seinen Mund. Macht sich rar, da er entweder vor der Glücksspielmafia von Satonia 1 oder vor einer gewissen Tyrannopfannus Springmaus Rex auf der Flucht ist. Meistens vor beiden gleichzeitig. Spielt nur draußen wegen des offenen Fluchtweges.

Ja, der war nach der Sache mit den Äppelwoifässern in die Oberste Forenbehörde berufen worden und transportiert jetzt nur noch Beiträge von einem Thread in den anderen.

„Promille“ Ekzem
Bordarzt und Käsetheoretiker. Versucht noch immer seine Käsetheorie zu beweisen. Die Forenkeller hat deshalb zwei Käsefrachter im Schlepp. Standardspruch für Kranke: „Nehmen Sie drei Scheiben mittelalten Gouda und gehen Sie ins Bett.“ Spielt nur bei offener Tür, damit der Gegner sich warm anziehen muss.

Der ist ihm erhalten geblieben und nahte im Shuttle seiner neuen alten Wirkungsstätte. Der Käse war gestern von drei Frachtern der Megacontainerklasse angeliefert worden und im Lager für altertümliche medizinische Geräte untergebracht worden.

„Wundertüte“ VollVersemmelt
Ehemals Leidender Ingenieur des Schiffes. Trägt immer seine Schutztüte über dem Kopf. Wundertüte deshalb, weil man bei ihm nie weis was als Nächstes kommt. Hat nach der Checkerkrise umgeschult und auf ClubMed 3 Animation studiert. Neuer Pächter des Bierzeltes. Spielt nur gegen Wirte nach einem verlorenen Ligaspiel stark.

 „Cap Dog“ Zanna
Sicherheitsleutnant und Wachhund des Schiffes. Trägt ständig seine Googlemütze, die er günstig auf einem Trödelmarkt der Ferengi ersteigert hat. Diese ermöglicht ihm eine permanente Verbindung zu Google. Steht neuerdings auf Fischhändler (liegt wohl am Geruch). Weis mittlerweile durch seine Mütze was ein „Dart“ ist.

„Kampfgockel“ Hähni
Sicherheitsleutnant wie Zanna. Bildet mit ihm zusammen das Duo Bestiale. Übt fleißig mit Banditen Berg- und Taldart in den Laderäumen. Kann nur gegen Richter gewinnen.

Dennis C. MacAnother
Schottischer ehemaliger Handelsschiffer. Jetzt als Barkeeper auf der Forenkeller. Übt sich im Cocktails shaken und Käsehobeln. Nicht so fingerfertig wie die neue Besatzung der „Vereinsheim“, seinem alten Kahn. Lässt es beim Darten so richtig klingeln. Ist jetzt zum Hinduismus übergetreten und nennt sich Srednalam Ybot.

„Nice“ Franz Was
Wurde nach der Checker-Krise vom Captain engagiert als Bediener des Bordcomputers.
Keiner versteht die Beiden. Deshalb passen sie so gut zusammen. Sucht noch nach seiner wahren Identität. Kennt einen, der weis was ein „Dart“ ist.

James Dart
Erster Offizier und Führer des Bordbuches. Das Grauen von hinterm Deich. Wirtschaftsflüchtling und DAU-Bekämpfer. Mädchen für Alles. Spielt beidhändig: wirft links und checkt rechts.

Einige waren aus dem aktiven Flottendienst ausgeschieden, aber gerade die Falschen hatten auf Druck von ganzhochweit Oben eine neue Identität verpasst bekommen.

VollVersemmelt nannte sich nach mehreren untauglichen Versuchen jetzt TheKellerTroll und war immer noch Herrscher über das Bierzelt. Von der Speisenausgabeautomatik lässt er allerdings Gott sei Dank seine schwäbischen Longfinger.
MacAnother hatte etwas für seine Bildung getan, sein Cocktailabitur nachgemacht und nannte sich jetzt Sattseh Biopic. Nach wie vor hantierte er in der Bar mit Shaker und Zitrone. Seine neueste Kreation nannte er „Querulant Blau Weiß“. Magenkrämpfe inbegriffen.
Zanna war in der Zwangspause zum Orden der Philosophischen Tierpfleger konvertiert und hatte sich für den Namen Sokrates entschieden.
James Dart war sich seines biblischen Alters bewusst geworden und hieß jetzt OPPA. Und da er ständig, wo immer er auch ging, nur keuchte und hustete bis der Ekzem kam nannte ihn die Mannschaft „The Elend on Tour“.
Lediglich Hähni hatte sich nach der Sache mit den Darts nichts vorzuwerfen, war freigesprochen worden, und durfte seinen Namen behalten. Und seinen Job an Bord.
Über die Neuen wusste er nur was so in den Personalakten stand. Der Rest würde sich in der Praxis finden.
 

*****

Die gespenstische Stille der hektisch blinkenden, unbesetzten Stationen wurde unterbrochen, als sich zischend ein Turbolift öffnete. Zwei Offiziere betraten die Brücke.

"Die Leutnants Treffnix und Hähni melden sich zum Dienst, Captain," sagte der zur Rechten. Captain Henry nickte ihm kurz zu, dann blieben seine Blicke missbilligend an Hähni hängen. Seine Haare über der schweißnassen Stirn waren sehr ungeordnet, die Ärmel der Uniform waren hochgekrempelt und die Kragenknöpfe standen offen.
"Guten Morgen, Käp’ten" stammelte er irritiert.
"Wenn Sie schon zu spät kommen, nehmen sie sich wenigstens die Zeit, ihre Uniform vorschriftsmäßig anzuziehen", entgegnete er kalt.
"Aye, Käp’ten," murmelte er, als er hastig sein Erscheinungsbild ordnete. "Die Klimaanlagen im Bierzelt funktionieren noch nicht ordentlich", entschuldigte er sich, "aber die Speisenausgabeautomatik um so besser! Kennen Sie..."
Der Blick des Captains brachte ihn zum schweigen.
"Ähm, dann kümmere ich mich mal um meine Station..."
"Das ist ihre Aufgabe."
Von den strengen Blicken Captain Henrys begleitet begab sich Hähni zur taktischen Konsole, während sich Treffnix im Pilotensessel niederließ und mit den Tests der Navigationssysteme begann.
"Das Shuttle Kellergruft bittet um Landeerlaubnis, Captain", konnte Hähni sogleich melden.
"Erlaubnis erteilt."
Im nächsten Moment heulten im ganzen Schiff die Alarmsirenen auf und die Beleuchtung signalisierte roten Alarm.
"Der Alarm wurde vom Raumdock ausgelöst", meldete Hähni. "Sie rufen uns."
"Auf den Schirm!"
Das bleiche Gesicht des Raumdock-Kommandanten, Major Bad Taste, erschien auf dem Wandschirm. "Forenkeller, wir haben ein Problem. Es kam aus unbekannten Gründen zu einer Überlastung unserer Systeme, das Raumdock muss evakuiert werden." Bad Taste blickte kurz zur Seite. "In drei Minuten fliegt uns hier alles um die Ohren. Sie sollten besser einen Notstart einleiten."
Ohne sich seinen Schock ansehen zu lassen folge Captain Henry sofort seiner Empfehlung.
"Ich bitte um die Erlaubnis, meine Crew auf ihr Schiff zu evakuieren", fuhr Bad Taste fort.
"Erlaubnis erteilt. Forenkeller, Ende."
"Ähm, Captain, soll ich das Shuttle zurückpfeifen?", fragte Hähni.
Als hätte er seine unformelle Frage nicht gehört, befahl er: "Leutnant Hähni, die Landeerlaubnis für das Shuttle Kellergruft ist aufgehoben."
"Aye, Sir!" bestätigte Hähni etwas zu zackig.

Captain Henry verschob die Wutanfälle über Hähnis Benehmen auf später, denn er hatte jetzt wirklich wichtigeres zu tun. Aus den Turboliften strömten Besatzungsmitglieder, um die noch leeren Stationen der Brücke zu besetzen.
Captain Henry betätigte seinen Kommunikator. "Mr. Bad Taste, wie ist ihr Status?"
Bad Taste befand sich noch immer im Kontrollraum des Raumdocks.
"Die Leute sind auf dem Weg zur Forenkeller. Ich muss noch hier bleiben, um manuell den Befehl zur Lösung der Andockklammern zu geben. Erfassen sie mich mit ihrer Kellertreppe und halten sie sich bereit."
"Verstanden", kam die Antwort. "Forenkeller, Ende."
Fieberhaft starrte Bad Taste auf die Monitoren und beobachtete die Menschen, die äußerlich ruhig durch die Schleusen auf die Forenkeller gingen. Er versuchte, seine besorgten Gedanken zum Schweigen zu bringen, die immer wieder fragten, ob das Schiff schon flugfähig war, ob alle Systeme auch einwandfrei funktionieren würden.
Dies würde der beste Test sein. Und der kleinste Fehler konnte zum Tod von knapp zweihundert Menschen führen.
Noch zwei Minuten... meldete die Computerstimme.
Es schien noch genügend Zeit zu bleiben. Aber man konnte nie wissen.
Bad Tastes Finger huschten über die Konsole, um das Lösen der Klammern einzuleiten. Plötzlich erloschen die Lichter und die Computerstimme meldete: "Notabschaltung. Die Systeme des Hauptkommandoraumes wurden überlastet."
Fluchend haute Bad Taste auf die Konsole.
"Hier Forenkeller. Nach unseren Sensoren ist niemand mehr außer ihnen im Dock." "Bestätigt," antwortete Bad Taste. "Ich arbeite an den Klammern."
"Wir sind bereit, Sie zu kellern."
Bad Taste wollte den Raum verlassen, um eine andere Konsole aufzusuchen, da meldete sich plötzlich die Computerstimme: "Andockklammern gelöst. Noch eine Minute dreißig Sekunden..."
Bad Taste atmete auf. "Forenkeller, die Klammern sind gelöst."
"Negativ, Bad Taste", kam nach einer kleinen Pause die Antwort. "Die Klammern halten uns noch immer fest."
Bad Taste fluchte einmal mehr.
"Computer, bestätige Lösung der Andockklammern", sagte er und verließ nun doch den Raum, um eine noch funktionierende Konsole zu finden.
"Andockklammern sind entriegelt, aber nicht gelöst."
"Warum nicht?!"
"Das hydraulische System versagt."
Noch eine Minute...
"Forenkeller, die Klammern müssten entsichert sein. Da das hydraulische System versagt, müssen Sie irgendwie anders versuchen sie zu lockern." Er blieb vor einer scheinbar intakten Konsole stehen.
Noch 50 Sekunden...
"Ich versuche von hier aus, die Hydraulik in Ordnung zu bringen."
"Verstanden", sagte Captain Henry. "Können wir die Schilde so modifizieren, dass sie die Klammern wegdrücken?", wandte sie sich an seine Crew.
"Nein. Die Schilde können nicht aufgebaut werden, wenn..." Hähni unterbrach sich. "Eine andere Möglichkeit wäre es mit Gewalt zu versuchen. Unsere Hülle ist um einiges stabiler als die Konstruktion des Docks."
Noch 40 Sekunden...
"Sie meinen, wir sollten uns herausbrechen?"
"Genau. Mit dem Traktorstrahl können wir das Dock wegschieben."
Das Interkom zirpte. "Bad Taste an Forenkeller. Ich kann hier nichts mehr bewegen."
Noch 30 Sekunden…
"Verstanden. Benutzen sie den Traktorstrahl", befahl er. "Treppenraum, kellern sie Bad Taste direkt in den Maschinenraum, wir haben dort unten keinen Chefingenieur."
"Es funktioniert, Captain", sagte Treffnix.
Noch 20 Sekunden...
Das Schiff ruckte.
"Ich erhöhe die Intensität", sagte Hähni.
Ein Zittern durchlief das Schiff, als es sich gegen den Körper der Spinne stemmte, die es noch immer umklammerte. Mehrere Rucke erschütterten die Besatzung, als die Klammern teils brachen, teils wegrutschten.
"Wir sind frei!"
"Steuermann, bringen sie uns raus hier, voller Impuls!"
"Aye, Captain."
Das Schiff floh vor der Spinne, die langsam auf die Erde zutrudelte, da die Manöver sie aus ihrem Netz, der Umlaufbahn, befördert hatten.
Wenige Sekunden später explodierte sie.

*****
Forenkeller heute:

Die Kabinentür öffnete sich leise zischend vor ihm als er sich ihr näherte. Noch etwas unsicher auf den Beinen betrat er den langen Gang vor seiner Schlafstätte. Sofort fiel ihm die unnatürliche Ruhe in dieser Abteilung auf. Brav wie ein Erstklässler schaute er nach links und rechts den Gang hinunter. Da wo sonst geschäftiges Treiben herrschte war: Nichts. Nur Stille und keiner da. Leise schloss sich die Türe hinter ihm. Treble of One runzelte nachdenklich die Stirn und entschloss sich nach rechts Richtung Bierzelt zu gehen. Er brauchte dringend einen Kaffee. Mit der linken Hand versuchte er den pochenden Schmerz hinter seiner Stirn zu vertreiben indem er diese mit kreisenden Bewegungen seiner Finger massierte. Mit einem „Verdammt!“ marschierte er los, sich dabei mit der rechten Hand an der Wand abstützend.
„Wo sind Die nur alle?“ durchfuhr es ihn. Leise vor sich hin stöhnend kämpfte er sich tapfer den Gang hinunter und erreichte den Turbolift. Die Tür öffnete sich, er trat hinein und sagte: “Bierzelt.“ „Na, wenigstens funktioniert die Technik noch auf diesem Kahn“ dachte er. Die Tür schloss sich und die rasante Fahrt nahm ihren Anfang.
Während der Lift mit ihm durch das Schiff raste schweiften seine Gedanken ab, zurück zu diesem seltsamen Traum der ihn so geplagt hatte. Und er stellte sich Fragen: Seit wann träumte er und dann noch so einen Mist? Lag das an seiner Arbeit im hydroponischen Garten, die er mit aller Hingebung zu der er fähig war ausführte? Übertrieb er sein Engagement für frisches Gemüse oder lag der Grund für den Traum etwa in seiner Vergangenheit begründet?

War er doch von der Mannschaft der alten Forenkeller als einziger Überlebender aus dem von zwei Äppelwoifässern zerstörten Schiff der Darts gerettet worden. Dort hatte er als Angehöriger der Unimatrix Austria seinen Dienst verrichtet. Eigentlich war er ein Mensch und stammte vom Planeten Bücklavock. Unglücklicherweise war er als 19-jähriger Jüngling bei einem Überfall der Darts auf seine Heimat von diesen assimiliert worden. Viele Jahre kannte er nichts Anderes als den reinen Stahl und durfte als Joker gegen die Spieler von anderen Matrizen antreten.
Auf der Krankenstation der Forenkeller war er während der Rückreise zur Erde in einer langen Prozedur von Promille Ekzem wieder in einen Menschen zurück verwandelt worden. Seitdem mochte er keinen Käse mehr. Ihm wurde schon speiübel wenn nur Einer in seiner Gegenwart davon sprach. Dankbar hatte er nach seiner Genesung Käpten Henrys Vorschlag angenommen sich um den Garten zu kümmern. Bei Sellerie, Brokkoli, Rosenkohl und Möhren fühlte er sich wohl und konnte mit der Zeit die Gedanken an die Vergangenheit verdrängen.
Auch war es ihm gelungen beim geselligen Treiben im Bierzelt seine anfängliche Zurückhaltung nach und nach abzulegen und einer der berüchtigtsten Gesellen zu werden. Selbst das Spielen auf eine der von TheKellerTroll aufgestellten Klingelkisten begann ihn zu erfreuen. Er war zu einem vollwertigen Mitglied der trinkfesten Mannschaft geworden und seine Meinung wurde bereits des Öfteren respektiert. Und wenn er ein Wenig mehr trainieren würde, ja dann würden Sie ihn bald Treble of Twenty nennen.
Mir einem Ruck kam der Lift zum Stillstand und riss ihn aus seinen Gedanken. „Wusch“ die Tür öffnete sich und seinen Augen bot sich ein unglaubliches Bild.

*****

Weiter auf Forenkeller Teil 5

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